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Special: Jüdische Gewerbetreibende in Nürnberg 1930

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Wir stellen uns vor

Liebe Besucherin, lieber Besucher,

diese Homepage ist nicht nur in technischer Hinsicht unser erster Gehversuch im Internet. Wir, eine Politologin und ein Archivar, wollen mit ihr testen, ob es sie gibt, die vielbeschworene alternative Öffentlichkeit im Web, und ob sie sich für das interessiert, was wir machen.

Wir forschen und schreiben über zeitgeschichtliche Themen (nicht nur) in Nürnberg. Obwohl wir damit keine kommerziellen Absichten verfolgen, ist es für uns mehr als ein Hobby. Wir sind so naiv zu glauben, daß wir etwas zu sagen haben: Die Wahrheit.

Zugleich sind wir es leid, einen Großteil unserer Zeit nicht mit der Recherche und dem Schreiben, sondern mit der Suche nach Veröffentlichungsmöglichkeiten verbringen zu müssen. Es gibt hier jenseits des frivolen Kokettierens mit der Nazivergangenheit der Stadt keine "Szene" für das, was wir tun. Mit dem, was sich diesseits tummelt - selbsternannte Geschichtspäpste (und -päpstinnen) und Vertreter des "Shoah-Business", angesichts deren Kaltschnäuzigkeit einem wahlweise angst oder schlecht werden kann - wollen wir nichts zu tun haben. Wir leisten uns den Luxus der Unabhängigkeit, weil sie nach unserer Meinung eine unabdingbare Voraussetzung für das ist, was wir tun.

Im Zentrum unserer Site soll jeweils ein aktuelles Thema stehen. In dieser Ausgabe haben wir uns für den Text eines bereits in der Nürnberger Zeitung veröffentlichten Artikels über die zur Zeit vieldiskutierte Thematik der Zwangsarbeit im Dritten Reich entschieden.

Ein Feature, das wir bei entsprechendem Feedback gerne ausbauen würden, sind Specials, in denen wir Quellentexte oder eigens entwickelte Präsentationen anbieten.

Die Rubrik Projektinformationen enthält unsere "gesammelten Werke" (Publikationen, Ausstellungen usw.). Wer Einzelheiten wissen möchte, kann uns via E-Mail kontaktieren.

Wir freuen uns auf darauf, Ihre Vorschläge, Meinungen und Lebenszeichen zu lesen und zu beantworten - oder Ihre Hate Mails zu löschen.

RIJO

 

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Aktuelles Thema: Zwangsarbeit bei Siemens in Nürnberg

"Ich hatte noch nie von Nürnberg gehört"

Weibliche KZ-Häftlinge aus Auschwitz bei Siemens-Schuckert - Besonders brutal waren die SS-Aufseherinnen

(For the English translation see: On the Agenda)

Der Sachverhalt ist bekannt. Insgesamt 14 Zeilen und 3 Fußnoten widmet ihm der Autor der 1995 erschienenen Unternehmensgeschichte "Siemens 1918 - 1945": "Mitte Oktober 1944 wurde auf Anordnung des damaligen Reichsministers für Bewaffnung und Munition eine Gruppe von 500 KZ-Häftlingen übernommen, bei denen es sich ausschließlich um ungarische Jüdinnen aus dem KZ Auschwitz handelte. Die Häftlinge, die in schlechtem gesundheitlichen Zustand in Nürnberg eintrafen, wurden in firmeneigenen Unterkünften in der Katzwanger Straße untergebracht." Was aus der knappen Schilderung des Firmenhistorikers nicht hervorgeht, sind die Umstände, unter denen die Frauen und Mädchen in Nürnberg leben und arbeiten mußten, und die Verantwortlichkeit dafür.

Im März 1944 besetzte die deutsche Wehrmacht das bis dahin verbündete Ungarn. Himmlers Häschern fiel dabei die letzte vom Holocaust weitgehend verschonte jüdische Gemeinschaft Osteuropas in die Hände. Obwohl die Rote Armee an den Grenzen des Landes stand, lief bereits wenige Wochen nach dem Einmarsch die Tötungsmaschinerie der SS auf Hochtouren: Den Massenerschießungen und Deportationen in die Vernichtungslager fielen bis Januar 1945 schätzungsweise 365000 ungarische Juden zum Opfer.

Zu den Deportierten gehörten auch Ruth F., Marketa N., Cecilie P. und Susy Z. mit ihren Familien. Sie waren damals junge Mädchen, die Jüngste von ihnen gerade dreizehn Jahre alt. Unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz wurden die Mütter von Marketa und Cecilie in der Gaskammer ermordet. Ein SS-Mann fotografierte Cecilies Mutter und ihren Enkel, der mit ihr ins Gas gehen mußte, in der Schlange der Todgeweihten: Eine verhärmte Frau mit Kopftuch und ein kleiner daumenlutschender Junge, deren Blicken der Betrachter kaum standhalten kann.

Das Leben der Mädchen war in ständiger Gefahr, sie galten im Lager als "unnütze Esser". Doch durch den Kriegsverlauf erhöhten sich ihre Überlebenschancen: Die deutsche Rüstungsindustrie, die trotz der sicheren Niederlage ihre Produktionsnormen zu erfüllen suchte, brauchte Arbeitskräfte. Seit durch die alliierte Landung im Westen und den sowjetischen Vormarsch im Osten andere Quellen versiegt waren, beuteten die Unternehmen verstärkt das letzte Reservoir an Menschen aus, das dem Terrorsystem noch zur Verfügung stand, die Häftlinge in den Konzentrationslagern.

Im Oktober 1944 wurde in Auschwitz eine Selektion durchgeführt. Die Mädchen kannten den Ablauf dieses schrecklichen Rituals, in dem eine Handbewegung des Dr. Mengele sonst über Leben und Tod entschied. Dieses Mal standen neben ihm jedoch Herren in Zivil, die sich vor allem für Sehschärfe und Fingerfertigkeit der Häftlinge interessierten. "Darüber hatte ich mich immer gewundert", sagt Marketa N. "Heute weiß ich, daß sie für diese Arbeit die kleinen Hände von Mädchen brauchten". Es waren Vertreter der Siemens-Schuckertwerke in Nürnberg, die die Dienstreise nach Ostoberschlesien angetreten hatten, um selbst eine Auswahl des für ihre Fertigung brauchbaren Menschenmaterials zu treffen. Die vier Mädchen hatten 'Glück', denn sie wurden für tauglich befunden.

 

Viele starben beim Transport

Bis November 1944 trafen mit Bahntransporten insgesamt etwa 550 jüdische Ungarinnen im Alter von dreizehn bis vierzig Jahren in Nürnberg ein. Cecilie P. berichtet über die mehrtägige Fahrt in überfüllten ungeheizten Güterwaggons: "Viele der Frauen überlebten diese Reise nicht. Ihre Leichen wurden aus den Viehwagen regelrecht herausgeschaufelt."

Siemens-Schuckert hatte nach den Vorgaben der SS, die auch das Bewachungspersonal stellte, an der Katzwanger Straße ein mit Stacheldraht gesichertes Barackenlager errichtet. Das Arbeitskommando wurde vom KZ Flossenbürg aus verwaltet. SSW bezahlte der SS für die Frauen einen Tagessatz von 4 Reichsmark abzüglich 0,65 RM für die Verpflegung, die das Werk zu stellen hatte.

Ursprünglich sollten die Häftlinge abgesondert von der übrigen Belegschaft in der eigens auf dem Lagergelände eingerichteten "Abteilung 131" Relais bauen. Nach Aussage des Meisters Ferdinand R. hatte SSW jedoch zu viele Frauen aus Auschwitz geholt. Nur 250 arbeiteten in seiner Abteilung, weitere 80 im Siemens-Trafowerk, der Rest wurde nie in der Produktion eingesetzt, da keine Aufnahmekapazitäten vorhanden waren. Er bestätigte auch, daß die Werkleitung für Verpflegung und Bekleidung der Frauen verantwortlich war.

Besonders gefürchtet bei den Frauen waren das weibliche SS-Personal, vor allem die sadistische Oberaufseherin Anna. Die "SS-Weiber", wie sie die SSW-Monteurin Therese F. in ihrer Befragung 1946 bezeichnete, waren vor dem Eintreffen der Häftlinge im Werk und bei anderen Nürnberger Betrieben teils angeworben, teils dienstverpflichtet worden.

Marketa N., die bei ihrer Ankunft in Nürnberg weniger als 50 Pfund wog, erinnert sich daran, wie die Aufseherin Anna die völlig unzureichend bekleideten Häftlinge - sie selbst trug als einziges Kleidungsstück ein Sommerkleid, das sie noch in Auschwitz erhalten hatte, und das Paar Schuhe, mit dem sie ins KZ gekommen war - als Strafe stundenlang in den eiskalten Pfützen auf dem Lagergelände knien ließ.

 

Zynische Rufe

Auch am Sonntag, wenn die Mädchen und Frauen nicht im Werk arbeiten mußten, kamen sie nicht zur Ruhe. Mit dem zynischen Zuruf der SS-Wachen "Wir werden Euch hier nicht faul werden lassen!" mußten sie in Schadensgebieten der Stadt Schutt räumen oder wurden für andere Arbeiten eingeteilt. Cecilie P. und einige ihrer Leidensgenossinnen mußten an einem Sonntag aus einer Bäckerei in der Stadt Brot für das Lager holen. Trotz der drohenden drakonischen Strafen versuchten die vom Hunger gequälten Häftlinge, Brotlaibe in das Lager zu schmuggeln und wurden dabei ertappt. Cecilie P. wurde von einer SS-Aufseherin mit einem großen hölzernen Kochlöffel so heftig geschlagen, bis er zerbrach. Als sie sich nicht mehr an ihrem wehrlosen Opfer abreagieren konnte, spuckte sie dem Mädchen ins Gesicht. In einem anderen Fall wurde zwei Mädchen, die in der Küchenbaracke rohe Kartoffeln gestohlen hatten, von der Wachmannschaft ohne Vorwarnung in die Beine geschossen. Was aus den schwerverletzten Mädchen wurde, ist nicht bekannt.

Hunger, Kälte und die für die geschwächten Körper der Häftlinge zu anstrengende Arbeit forderten ihren Tribut. Die damals vierzehnjährige Ruth F. erkrankte im Nürnberger Lager an Rückenmarkstuberkulose. Die Behandlung der lebensgefährlichen Krankheit bestand aus Aspirintabletten. Nach Kriegsende verbrachte Frau F. mehrere Jahre in Krankenhäusern und Sanatorien, doch an den gesundheitlichen Folgen leidet sie noch heute. Marketa N. zog sich beim Schleppen von Kohleneimern für die Öfen in der Unterkunft der Wachmannschaft einen irreparablen Wirbelsäulenschaden zu.

Das Ende ihrer Nürnberger Leidenszeit brachten die Luftangriffe in den ersten Monaten des Jahres 1945. Bei den Bombardements am 20. und 21. Februar wurden das Lager und die Fertigungsstätten bei SSW dem Erdboden gleichgemacht. Tagelang mußten die Arbeitssklavinnen in den Luftschutzgräben des Lagers ausharren, ihre einzige Nahrung war der schmutzige Schnee, der das Gelände bedeckte. Schließlich wurden sie in der Ruine des Schulhauses in der Zeltnerstraße untergebracht. Siemens-Schuckert hatte mangels Unterbringungsmöglichkeiten keine Verwendung mehr für die Mädchen aus Auschwitz, sie wurden aufgeteilt und in andere, weniger zerstörte Industriestandorte verschleppt, die größten Gruppen in das thüringische Mehltheuer und nach Holleischen (Holysov) südwestlich von Pilsen. Dort wurden sie am 16. April und 6. Mai von den Alliierten befreit.

Im August 1946 befragten die Offiziere der US-Anklagebehörde im Zuge der Beweiserhebung für die Kriegsverbrecherprozesse Betriebsangehörige von SSW auch über die Hintergründe der Beschäftigung der 550 ungarischen Jüdinnen. Die Protokolle der Befragungen zeugen bei den Vertretern der Werkleitung von bemerkenswerten Gedächtnislücken, wohingegen sich Arbeiter, die mit den KZ-Häftlingen in Berüchrung gekommen waren, recht konkret an die Vorgänge erinnern konnten, wie die bereits oben zitierten Aussagen zeigen. Besonders zäh gestaltete sich für den amerikanischen Interviewer das Gespräch mit dem damaligen kommissarischen Werkleiter von SSW, Hans Hilpert, der seinen inhaftierten Vorgänger Knott vertrat. Er spielte mit seinem Gegenüber Katz und Maus:

 

Widersprüchliches

Frage: Was gab den Anstoß, daß KZ-Lager-Insassen im Werk beschäftigt wurden? Wer hatte die Idee?

Antwort: Ich glaube nicht, daß welche hier beschäftigt waren.

Frage: Wissen Sie nichts von den 550 Jüdinnen im Zählerbau?

Antwort: Die waren bestimmt nicht von hier gewünscht. Wir hatten keinen Nutzen davon gehabt, die dürften sehr wenig Leistung vollbracht haben.

Frage: Wie stellte sich die Firma zu Übergriffen diesen Frauen gegenüber?

Antwort: Sehr ablehnend. Die ganze Sache war uns sehr unangenehm.

Frage: Schritt die Firma gegen Übergriffe diesen Frauen gegenüber ein?

Antwort: Von welcher Seite sind denn Übergriffe vorgekommen?

Der Abteilungsmeister R. hätte seinem Vorgesetzten nicht nur in diesem Punkt auf die Sprünge helfen, sondern auch seine Bedenken hinsichtlich der mangelnden Produktivität zerstreuen können. Er bezeichnete die Häftlinge als unbedingt arbeitswillig. Diejenigen, die nicht beschäftigt wurden, baten sogar oft um die Erlaubnis, arbeiten zu dürfen. Für die Erinnerungsschwäche der Leitungsebene lieferte der Betriebsratsvorsitzende Hans P. in seiner Befragung eine sehr einleuchtende Erklärung: "Bevor die Amerikaner kamen, wurden hier zwei Tage lang Papiere verbrannt." Seine Beurteilung der oftmals beteuerten Unkenntnis der Betriebsführung auch hinsichtlich der Mißhandlung anderer Zwangsarbeiter fiel schon 1946 eindeutig aus: "Es ist sehr unglaubwürdig, daß sie heute alle nichts davon gewußt haben wollen."

 

Lebenslanges Trauma

Die vier Mädchen aus Auschwitz sind heute Großmütter und leben in den Vereinigten Staaten. Sie haben es geschafft, sich trotz ihrer lebenslänglichen Traumatisierung durch das von ihnen Erlebte eine Existenz und eine Familie aufzubauen. Siemens hat sich niemals um sie gekümmert. Marketa N., eine Fernsehproduzentin, von der im Februar zwei vielbeachtete Sendungen über ihre Haftzeit in Auschwitz und Nürnberg ausgestrahlt wurden, schrieb einen Brief an Siemens. Sie wolle kein Geld für sich, aber eine deutliche Geste der Firma, die über Verlautbarungen hinausgeht. Frau N. forderte Siemens zu einer Spende an eine karitative Organisation auf, für die sie sich besonders engagiert. Die Firma antwortete ihr u.a. mit Hinweis auf das von ihr unterstützte Jüdische Museum in Fürth, daß ihrer Bitte nicht entsprochen werden könne.

Susanne Rieger

 

Der vorstehende Text wurde erstmals veröffentlicht in: Nürnberger Zeitung Nr. 100, 01.05.1999, S. 16.

 

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Projektinformationen

Susanne Rieger: Die sozialen und politischen Folgen der Arbeitslosigkeit in Deutschland in den Jahren 1928 - 1933
Diplomarbeit, Universität München 1993 (erfaßt in der Staatsbibliothek München und im IfZ München).
 
Gerhard Jochem: Mitten in Nürnberg
Jüdische Firmen, Freiberufler und Institutionen am Vorabend des Nationalsozialismus. Nürnberg 1998. ISBN 3-925002-28-6 oder 3-87191-246-8.
Gerhard Jochem, Ulrike Kettner: Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa
Nürnberg 1998. ISBN 3-925002-29-4 oder 3-87191-249-2.
Ausstellung "Formerly of Nuremberg"
 
Vertreibung, Flucht und neue Heimat jüdischer Bürger seit 1933. Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg. Bildungsträger können die Ausstellung kostenlos ausleihen. Kontakt, auch für den Bezug der Begleitbroschüre (deutsch oder englisch): Stadt Nürnberg, Stadtarchiv, 90317 Nürnberg.
 
Expulsion, flight and new home of Jewish citizens since 1933. Exhibition in German and English of Nuremberg City Archives. Free English exhibition brochures can be ordered at: Stadt Nürnberg, Stadtarchiv, 90317 Nürnberg, Germany.
Internet-Presentation "Leaving Nuremberg" at JewishGen, Inc. (link see below)
This presentation about Jewish history in Nuremberg, the forced emigration of her Jewish citizens and their new homes aims primarily towards an American and international audience. It was compiled from material of Nuremberg City Archives and documents which were provided by former Nurembergers.

 

Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge
 
Susanne Rieger: Arbeitslosigkeit am Ende der Weimarer Republik - Parallelen zu heute? In: Arbeit und Beruf. 46. Jahrgang, Heft 8, 15.08.1995, S. 229 - 232.
 
Gerhard Jochem: Wissenschaft contra Herrschaftswissen? Vom Verhältnis zwischen kritischen Archivbenutzer(innen) und Archivar(innen). In: Geschichte quer - Zeitschrift der bayerischen Geschichtswerkstätten. Heft 5 (1997), S. 7 - 9.
 
Susanne Rieger: "Die Frau hatte Ausstrahlung". Das Leben der jüdischen Emigrantin Ilse Fuld aus Nürnberg. In: Aufbau No. 5, February 27, 1998, p. 15.
 
Susanne Rieger: "Ich hatte mich immer als gute Deutsche gefühlt...". Das Leben der jüdischen Emigrantin Ilse Fuld aus Nürnberg. In: Geschichte quer - Zeitschrift der bayerischen Geschichtswerkstätten. Heft 6 (1998), S. 46 - 48.
 
Susanne Rieger: Von der Pegnitz an den Hudson. Das Leben der jüdischen Emigrantin Ilse Fuld aus Nürnberg. In: Nürnberger Zeitung Nr. 208, 09.09.1998, S. 15.
 
Susanne Rieger: Beschämender Marsch in die Barbarei. Auch in Nürnberg mordeten in der "Reichskristallnacht" die "Herrenmenschen". In: Nürnberger Zeitung Nr. 255, 03.11.1998, S. 9 f.
 
Susanne Rieger (dpa): "Die Leichen lagen dort Seite an Seite". Hetzjagd auf Nürnbergs Juden - Wehrlose Patienten im Krankenhaus zu Tode gequält. In: Chamer Zeitung, 07.11.1998, S. 6.
 
Susanne Rieger (dpa): Als der Mob die Juden jagte. In der Reichspogromnacht vor 60 Jahren kamen allein in Nürnberg 25 Menschen um. In: Fränkischer Tag (Bamberg) Nr. 257, 07.11.1998, S. W8.
Susanne Rieger (dpa): Das Leid einer braunen Nacht. Die Hetzjagd auf Nürnbergs Juden forderte mehr als 25 Opfer. In: Nordbayerischer Kurier (Bayreuth), Nr. 258, 07./08.11.1998, S. 8.
 
Susanne Rieger (dpa): Blindwütige Raserei der "Herrenmenschen". 9./10. November 1938. Nürnberger Tage der Schande. In: Saale-Zeitung (Bad Kissingen) Nr. 258, 09.11.1998, S. 6.
 
Susanne Rieger: Glücklich, alles überlebt zu haben. Vertreibung und Neuanfang jüdischer Nürnbergerinnen und Nürnberger seit 1933. In: Nürnberger Zeitung Nr. 271, 21.11.1998, S. 16.
 
Susanne Rieger: Als Santa Claus nach Nürnberg kam. Deutsch-amerikanische Nachkriegsweihnacht. In: Nürnberger Zeitung Nr. 292, 16.12.1998, S. 9.
 
Susanne Rieger: Süße Propaganda für die Jugend. Amerikaner und junge Bayreuther zwischen 1945 und 1953: Kekse und Kaugummi. In: Nordbayerischer Kurier (Bayreuth) Nr. 292, 17.12.1998, S.11.
 
Susanne Rieger: Die "Amis" vor fünfzig Jahren: Gute Onkels oder Radaubrüder? In: Der Fränkische Tag (Bamberg) Nr. 297, 24.12.1998, S. 16.
 
Susanne Rieger: "Ich hatte noch nie von Nürnberg gehört" Weibliche KZ-Häftlinge aus Auschwitz bei Siemens-Schuckert. In: Nürnberger Zeitung Nr. 100, 01.05.1999, S. 16 (Text s. Aktuelles Thema)

 

In Arbeit
 
Susanne Rieger: Siebenteilige Zeitzeugenreihe für die Nürnberger Zeitung und Beitrag für den Aufbau, New York, über Zwangsarbeit in Nürnberg.

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Editorial

Dear visitors,

This homepage is not only technically our first step into the internet. We, a political scientist and an archivist, want to test, whether it's out there somewhere, the alternative web public, and whether it's interested in what we are doing.

We research on and write about contemporary history in Nuremberg and Bavaria. Although we don't have any commercial interests, this is more than a hobby to us. We are so naive to believe that we have something to say: The truth. As you can see from theses lines we share another childish belief: Maybe even people from abroad might want to read our stuff.

At the same time we are tired not to spend most of our time on research and writing but looking for opportunities to publish our stories. In Nuremberg there is no "scene" for what we are doing, besides those who are almost frivolously flirting with the city's Nazi past and try to make a living or at least a name of it. We do not want to associate with those self-appointed history gurus and annoying representatives of the "Shoah-Business" but allow ourselves the luxury of independence because in our opinion it is an indispensable prerequisite for historical research.

In each edition of our homepage a subject on the agenda shall be highlighted. This time we offer the translation of an article published in "Nürnberger Zeitung" on the much discussed topic of the forced labor in the Third Reich.

A feature which we would like to expand depending on the feedback we get are specials containing historical sources or especially developed presentations. Although the list of Nuremberg's Jewish enterprises in the early 1930s in this edition is in German, we also recommend it to English readers because it might prove a valuable source for genealogists.

The category Projektinformationen contains our "collected works." Whoever wants to learn details about particular projects may contact us via email.

We are looking forward to your suggestions, opinions or mere signs of life.

RIJO

 

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On the Agenda: Slave Labor at the Siemens Plant in Nuremberg

"I had heard of Nuremberg never before"

Female concentration camp prisoners from Auschwitz at the Siemens-Schuckert plant - The female SS guards were most brutal

The facts are well known. The author of the company's history "Siemens 1918 - 1945" which had been published in 1995 dedicated 14 lines and 3 footnotes to what happened: "In mid-October 1944 by order of the Reich's secretary for armament and amunition a group of 500 concentration camp prisoners, all of them Hungarian Jewish women had been taken over from the concentration camp Auschwitz. The prisoners arrived in Nuremberg in poor health and were housed in company compounds at Katzwanger Straße." The brief description of the firm's historian does not say anything about the circumstances under which the women and girls had to live and work in Nuremberg and the responsibility for them.

German Wehrmacht occupied until then allied Hungary in March 1944. Almost immediately Himmler's henchmen fell to the last intact Eastern European Jewish community. Although the Red Army already was in the limits of the country, a few weeks after the occupation the killing machinery of the SS ran on high speed: Approximately 365,000 Hungarian Jews were killed in mass shootings and the extermination camps until January 1945.

Ruth F., Marketa N., Cecilie P. and Susy Z. with their families were also deported. At that time they were young girls, the youngest among them only thirteen years of age. After their arrival in Auschwitz the mothers of Marketa and Cecilie were murdered instantly in the gas chambers. A SS trooper took a photograph of Cecilie's mother and her grandson in the queue of the doomed who had to go into the gas: A careworn woman wearing a headscarf, in her arms a little boy sucking his thumb. Hardly the observer can stand their looks.

The life of the girls was in permanent danger, because in the camp they were seen as "usless mouths to feed", but their chances to survive were increased by the course of war: The German armament industry which tried to fulfill its production norms despite of the close defeat, needed workers desperately. Since other sources had been dried up by the allied landing in the West and the Soviet advance in the East, the enterprises exploited the last reservoir of manpower available to the system of terror, the prisoners in the concentration camps.

In October 1944 another selection took place in Auschwitz. The girls knew the proceedings of this terrible ritual in which usually a mere gesture of Dr. Mengele decided about life or death. This time he was accompanied by civilians, who primarily were interested in the prisoners' keenness of sight and their dexterity. Marketa N. says "I always wondered why but today I know that they needed the little hands of girls for this kind of work". These gentlemen were representatives of the Siemens-Schuckert plant in Nuremberg who made the business trip to eastern Upper Silesia in order to choose themselves 'human material' for the company's production. The four girls were 'lucky', because they were considered fit for the job.

 

Many died during the transport

About 550 female Jewish Hungarians from thirteen to forty years arrived by train till November 1944 in Nuremberg. Cecilie P. reports about the shipment in overcrowded unheated freight wagons: "Many of the women did not survive that journey. Their corpses were shoveled out from the cattle cars." According to the rules of the SS which also provided the guards Siemens-Schuckert had erected its own concentration camp surrounded by barbed wire at Katzwanger Straße. The slave laborers officially were under the command of the nearby concentration camp Flossenbürg. For each of the women Siemens had to pay a daily rate of 4 Reichsmarks to the SS minus 0,65 RM for the food.

The plan for the prisoners was to assemble relays segregated from the employees in a "department 131" in the camp area. According to the statement of the department's foreman Ferdinand R. Siemens-Schuckert got itself too many women from Auschwitz. Only 250 worked in his department, another 80 at Siemens' transformer plant, the rest never became involved in the production process for a lack of capacities. He also confirmed that the Siemens' management was in charge of the food and clothing for the women.

The female SS staff, most of all the sadistic supervisor Anna was the women's nightmare. The "SS bitches," as even the German worker Therese F. called them during her interrogation in 1946, had been enrolled prior to the arrival of the prisoners at Siemens and several other plants in Nuremberg. Marketa N., 50 pounds of weight at her arrival in Nuremberg, remembers clearly how Anna forced the insufficiently dressed prisoners to kneel in the icy-cold puddles of the camp area for hours. She herself wore a frock which she had been handed at Auschwitz, and the very shoes she arrived in there.

 

Cynical shouting

Not even on Sundays when the women and girls had not to work in the plant, they came to rest. "We won't let you get lazy here," the SS guards shouted cynically at their victims and marched them to damaged quarters of the city to clear them of rubble or divided them into groups for other work. One Sunday Cecilie P. and other prisoners had to fetch bread for the inmates from a downtown bakery. Despite the threat of draconian punishment the women, tormented by the hunger tried to smuggle loaves of bread into the camp and were caught. Cecilie P. was beaten so heavily by a female SS guard with a big wooden cooking spoon until he broke. When she had no more tool to torment her victim she spat into the girl's face. In another case two girls who had stolen raw potatoes in the cooking barrack were shot in their legs without warning. Nobody knows what happened to the seriously wounded girls after that.

Hunger, the freezing temperatures and the much too heavy work for the weakened prisoners took their toll. Ruth F., at that time fourteen years old, fell ill to spinal cord tuberculosis. The only treatment for the fatal illness was Aspirin. After the war had ended Mrs. F. spent several years in hospitals and sanatoriums, but still suffers from the consequences. Marketa N. severely and irreparably damaged her back dragging coal buckets for the stoves in the guards' barracks.

The first two months of the year 1945 with their infernal air-raids brought the girls' suffering in Nuremberg to an end. The camp and the manufacturing facilities were leveled during the bombardments of February 20 and 21. The slave laborers vegetated in the air raid sheltering trenches of the camp for days, the dirty snow which covered the area being their only food. Finally they were transferred to the ruins of the schoolhouse at Zeltnerstraße. Siemens-Schuckert had no more use for the girls from Auschwitz due to the destruction of the plant. The prisoners were divided and abducted to other, less destroyed parts of the Reich. The largest group was shipped by train to the Thuringian town of Mehltheuer, another to Holleischen (Holysov) near Plzen. They were freed there by the Allies on April 16 and May 6.

In August 1946 officers of the prosecution at the war crimes tribunal questioned employees of Siemens in order to get evidence for the so called Flick case. One of the subjects were the backgrounds of the employment of the 550 Hungarian Jews in Nuremberg. The protocols of the interviews show remarkable lapses in the memory of the high rank Siemens' representatives. As the above cited statements show the workers who had come in touch with the prisoners did not share the problems of their bosses. A particular hard time to the American interviewer gave the executive manager of Siemens-Schuckert Hans Hilpert. He took the place of his predecessor Knott who was in custody at that time, and played cat and mouse with the interviewer.

 

Contradictions

Question: What was the impulse to employ concentration camp inmates at the plant? Who had the idea for it?

Answer: I do not think that any were employed here.

Question: Do you know nothing about the 550 Jewish females in the meter assembly?

Answer: We certainly didn't wish them to be with us. We hadn't had any use of them, they accomplished only poor performance.

Question: What did the company do about the encroachments against these women?

Answer: We declined them strongly. The whole thing was very unpleasant for us.

Question: Did the company take any action against such encroachments?

Answer: Who perperated the encroachments?

The department's foreman Ferdinand R. could have helped out his superior not only in this point but also could have dispersed his doubts regarding the lack of productivity. R. described the prisoners as absolutely willing workers. Those who weren't employed often asked for the permission to work. Hans P. chair of works committee in his interview provided a very plausible explanation for the weakness of the management's memory: "Before the Americans came to Nuremberg papers were burned here [at Siemens] for two days." His opinion on the often declared ignorance of the management regarding the maltreatment of compulsion workers was clear already in 1946: " It is very implausible, that today they do not know anything at all about these things".

 

A Traumatized Life

The four girls from Auschwitz are grandmothers today and live in the United States. They made it, settled down and have families despite the traumatization they experienced. Siemens never cared for them. Marketa N., a TV producer who in February hosted two highly acclaimed shows dealing with her imprisonment in Auschwitz and Nuremberg, wrote a letter to Siemens. She wants no money for herself but a gesture beyond press announcements. Mrs. N. asked Siemens for a donation for a charity organization to which she is committed in particular. The company answered her that it cannot be to her request with reference to its support for the Jewish Museum in Fürth, the twin-city of Nuremberg.

Susanne Rieger

 

This text first was published in: Nürnberger Zeitung no. 100, May 1, 1999, p. 16.

 

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© Susanne Rieger, Gerhard Jochem
Stand: 08. Juni 1999